Nach verhaltenem Start boomt die private Pflegeversicherung
Erich Aiwanger
"Pflege-Bahr", wie die private Pflegeversicherung nach dem scheidenden FDP-Gesundheitsminister Bahr im Volksmund auch gern genannt wird, ist der große Renner des Jahres auf dem Markt der privaten Krankenzusatzversicherungen geworden.
Das bereitet den Verhandlungsführern der Schwarz-Roten-Koalitionsrunde offensichtlich einige Kopfschmerzen. Denn ganz so schnell, wie vermutet, wird man damit die neue Pflegeversicherung wohl nicht los.
Die SPD hatte die Versicherung immer als unsinniges Geschenk an die Versicherungswirtschaft gegeißelt und wollte den ohnehin ihrer Meinung nach viel zu niedrigem Monatsbeitrag möglichst sofort wieder abschaffen. Gesundheitsexperten hatten von Anfang an harsche Kritik an der Einführung der Privatversicherung mit staatlicher Förderung geübt. Die FDP hatte die Versicherung aber als eines ihrer liebsten Projekte durchgedrückt. Viel hatten sie ja in den zurückliegenden Jahren auch als „Eigenleistungen“ dem Wähler nicht vorweisen können.
Anfänglich sah die zusätzliche private Pflegeversicherung auch nach einem großen Flop aus. Das lag aber auch daran, dass sich die privaten Krankenversicherungen längere Zeit recht schwer taten, überhaupt ein Produkt auf den Markt zu bringen. Experten sagten den privaten Kassen nach, dass sie das Risiko scheuten und nicht als Erste die potentiellen Risikokunden für einen geringen Monatsbeitrag unter Vertrag nehmen wollten. Immerhin sollte der Vertragsabschluss ohne vorherige Gesundheitsprüfung erfolgen. Als die ersten Produkte schließlich auf dem Mark waren, begann das Geschäft zwar zögerlich, nahm dann aber für viele Fachleute überraschend schnell Fahrt auf.
Derzeit melden die Versicherer rund 1600 Abschlüsse pro Tag. Bisher konnten bereits über 332.000 Kunden für die private Pflegeversicherung nach dem neuen Modell gewonnen werden. Für 2014 plant die Branche den Abschluss des millionsten Vertrages. Für die Förderung sind im Bundeshaushalt 100 Millionen Euro vorgesehen.